In Deutschland werden Waren bislang kaum per Drohne geliefert – nach Ansicht verschiedener Logistiker wird sich dies wohl auch in naher Zukunft nicht ändern.

Lieferdrohne mit Paket
Sanit Fuangnakhon / Shutterstock.com

Vor rund fünf Jahren hat die Deutsche Post DHL Group die Auslieferung von Medikamenten auf die Nordseeinsel Juist via Drohne getestet. Damals erklärte DPDHL: „Sofern technisch realisierbar und ökonomisch sinnvoll, ist in der Zukunft ein Einsatz von Paketkoptern für die Zustellung besonders eiliger Güter in dünn besiedelten oder schlecht erreichbaren Gebieten sowie bei der Notfallversorgung denkbar.“ In Deutschland wird aber auch das offenbar noch nicht allzu bald der Fall sein, zumindest nicht in Form eines geregelten Betriebs. Nach Juist wurden damals 40 Flüge unternommen, jeder einzelne musste genehmigt werden. Für das Unternehmen seien Lieferdrohnen bis auf weiteres „ein reines Forschungsprojekt“, sagte eine DHL-Konzernsprecherin nun laut der Süddeutschen Zeitung (SZ) und Heise gegenüber der Deutschen Presseagentur. 

Drohnen sind unwahrscheinliche Lieferlösung für Innenstädte

Dass Drohnen künftig in Scharen durch Städte düsen und schuhkartongroße Pakete zum Bestimmungsort bringen, ist laut der Meldungen und weiteren Stimmen aus der Branche kaum denkbar. Anne Putz von GLS bezeichnete die Drohnenzustellung als „ein schönes PR-Thema“, eine Sprecherin des Bundesverbands Paket- und Expresslogistik (BIEK) erklärte: „Drohnen sind ein Randthema bei der Zustellung von Paketen“. Wenn es darum ginge, die Lieferung emissionsärmer zu gestalten, seien gerade für Innenstädte der Einsatz von Lastenrädern oder auch zusätzliche Packstationen die besseren Alternativen und – so Hermes – für die Logistikunternehmen auch leichter umsetzbar. 

Ähnlich ist auch die Einschätzung von Professor Kai-Oliver Schocke, Direktor des Zentrums für Logistik an der Frankfurt University of Applied Sciences, zum Einsatz der Paketdrohnen in Ballungsgebieten: „Im Innenstadtbereich von Städten sieht das anders aus: Da bräuchte man Tausende von Drohnen für alle Pakete, da würden uns die Drohnen uns nur so um den Kopf schwirren und damit steigt natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann mal was passiert. Daher ist es im urbanen Bereich aus meiner Sicht kurz- und mittelfristig eher unwahrscheinlich“, so Schocke im Interview mit OnlinehändlerNews.

Sinnvoll für abgelegene Orte

Daneben sprechen auch Sicherheitsbedenken für einen großflächigen Einsatz von Drohnen, wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat. So hatte die Schweizerische Post im Sommer diesen Jahres ihr Drohnenprojekt gestoppt, weil eine Lieferdrohne abstürzte – hier hatten die Sicherheitsmechanismen versagt. 

Gänzlich abzulehnen sei die Zustellungen auf dem Luftweg aber nicht: In der Notfallversorgung sowie für abgelegene oder dünn besiedelte Regionen wäre „das Konzept auf jeden Fall zu begrüßen“, so die BIEK-Sprecherin laut SZ. 

Abseits des deutschen Marktes ist mehr Interesse an den unbemannten Flugobjekten zu sehen: So liefert DHL Express in China per Drohnen, Amazon hat erst kürzlich eine eigene Lieferdrohne präsentiert. Der US-Logistiker UPS gründete Mitte dieses Jahres eine eigene Drohnen-Tochterfirma und hat jüngst gemeldet, dass auch eine erste Zulassung für entsprechende kommerzielle Flüge von der US-Luftfahrt Behörde (Federal Aviation Administration, FAA) erteilt wurde. 

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Geschrieben von Hanna Behn




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