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Welchen Anteil trägt der Online-Handel?

Schaut man sich in den sozialen Netzwerken etwas genauer um, ist von weihnachtlicher Stimmung kaum etwas zu spüren. Die KEP-Dienstleister stehen von allen Seiten unter Beschuss. Zuletzt wurde sogar schon ein offener Brief von einem Online-Händler an die Versanddienstleister diskutiert.

Während dem Händler einiges an Zustimmung entgegen gebracht wird, werden aber auch andere Stimmen laut. Es wird kritisch gefragt, ob nicht vielleicht die Händler selbst das Problem sind, weil diese mit ihren „10-EUR-Paketen“ das Paketvolumen in die Höhe schrauben. Und tatsächlich ist an dem Gedanken was dran. Gerade die Big-Player wie Amazon und Co. bieten den Kunden an, die Waren in mehreren Paketen zu versenden, wenn nicht alles auf Lager ist. Resultat: Fünf Pakete statt einem. Für jedes muss Geld bezahlt werden, für jedes muss der Paketbote an der Haustür klingeln. Zum Glück kann man sagen, dass das nicht jeder macht.

Frank Rausch, Geschäftsführer von Hermes in Deutschland, gibt jedoch noch einen weiteren Aspekt zu bedenken: „Der Preis, den der Handel bereit ist für ein Paket zu zahlen, ist schlichtweg nicht auskömmlich.“ Sollten Händler also tiefer in die Tasche greifen müssen? Vielleicht keine so abwegige Idee – wären da nicht die Kunden.

Geiz ist geil

Während die Dienstleister versuchen, dem Chaos Herr zu werden, und die Online-Händler einfach mal nichts anderes machen können, als Pakete zu versenden, sind es vor allem die Kunden, die diese Paketflut zu verantworten haben.

Denn mal ganz im Ernst: Warum müssen Artikel für drei Euro online bestellt werden? Kann man dafür nicht tatsächlich in den Laden gehen? Müssen Pakete am nächsten Tag geliefert werden? Kann man sich nicht dafür entscheiden, so lang zu warten, bis alle Artikel geliefert werden können, um am Ende nur ein Paket entgegen nehmen zu müssen?

Die aufgeworfenen Fragen sind dabei noch nicht mal das wirkliche Problem. Eine sogenannte „Null-Versandkostenmentalität“ bei den Verbrauchern macht wohl den Händlern und Dienstleistern am meisten zu schaffen. Niemand will für den Versand bezahlen. Ich auch nicht. Händler müssen deswegen die Versandkosten direkt einpreisen oder einen Mindestbestellwert einführen, ab dem dann „kostenlos“ versendet wird. Und wer jetzt meint, ich übertreibe hier, der irrt sich. Übrigens ist auch das Thema Retour-Kosten hier nicht zu verachten.

Inwiefern beeinflussen die Versandkosten Ihre Bestellung? | Statista
© Statista

Die Statistik zeigt; 59 Prozent der Verbraucher brechen einen Kauf bei zu hohen Versandkosten ab. Dabei sind die Versandkosten in Deutschland nicht sonderlich hoch, doch 91 Prozent der Deutschen sind nicht bereit, mehr als fünf Euro für den Versand zu zahlen. Aus dem RTR Post Monitor Jahresbericht für 2016 geht hervor, dass der Preis für eine Paketsendung bis zwei Kilogramm beim Spitzenreiter Norwegen 13,41 Euro kostet. Das ist mehr als doppelt so viel, wie der Monitor für Deutschland (6,97 Euro) angibt.

Die Preise werden steigen müssen

Und wie löst man das Problem jetzt? So kurz vor Weihnachten wird es da wohl gar keine Lösung mehr geben. Alle, die ihre Pakete online bestellen, sollten das lieber jetzt erledigen und nicht auf die lange Bank schieben. Langfristig werden die KEP-Dienstleister jedoch ihre Preise erhöhen müssen – aber nicht, um die eigenen Taschen noch voller zu machen.

Die Preise müssen angehoben werden und direkt ins Personal und die Sortieranlagen und Paketzentren investiert werden. Denn die jetzt geschaffenen Kapazitäten werden nicht reichen. Und die Angestellten werden sicherlich eher mehr als weniger für eine faire Bezahlung kämpfen. Online-Händler müssen die Kosten an die Kunden weitergeben, damit diese vielleicht auch endlich mal lernen, dass die Arbeit der KEP-Dienstleister auch etwas wert ist und nicht als selbstverständlich wahrgenommen wird.

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Geschrieben von Julia Ptock

Kommentare

#8 Ismir Satrovic 2017-12-12 20:03
Nun stellt euch mal ernsthaft die Frage, wer von Kollaps reden kann? Wer genau daran Schuld ist, ist nicht der Endverbraucher der nicht im Einzelhandel einkauft. Nicht wir Auslieferungsfa hrer, nicht die Großunternehmen im KEP Bereich.

Die Schuld trägt einzig und allein der Versender, der es nicht schafft, seine Waren so zu verpacken, das eine Laptoptasche nicht in einem Karton versendet wird, der 80cm x 25cm x 40cm groß ist. Da reicht normaler Menschenverstan d aus, um zu sehen, das dies nicht in Relation steht. Mittlerweile sprechen uns Kunden an, die sich genauso darüber ärgern wie wir Fahrer.

Alle reden immer über das negative aber keine bedankt sich oder schätzt die Arbeit, die wir Tag für Tag erbringen. Wir brauchen kein Danke, wir brauchen nur Verständnis, das nicht wir allein Schuld daran sind, das Pakete ab und an zu spät ankommen.
#7 Ismir Satrovic 2017-12-12 20:00
Leider lese ich immer wieder nur, das die KEP Dienstleister überfordert sind mit der Arbeit. Ich spreche aus Erfahrung und wird sind keineswegs überfordert, sondern sehr gut aufgestellt. Denn ich bin selbst Unternehmer und betreibe keine "Scheinselbstst ändigkeit", so wie überall berichtet wird. Alle unsere Fahrer absolvieren tagtäglich sehr gute Arbeit. Klar gibt es teilweise Ausnahmen im Service, da kann sich keiner von frei sprechen. Jedoch liegt dieses Paketanzahl "Problem" keinesfalls bei uns. Nicht die PaketANZAHL ist entscheidend, sondern die PaketGRÖSSE!

Das Problem liegt bei den Versendern. Diese verpacken einen Schuhe in ein extra für das Unternehmen produzierten Karton, der 4-5 Mal die Größe des Schuhkartons übersteigt. Da stellt sich für mich als Unternehmer einerseits die Frage, wo die Wirtschaftlichk eit liegt. Andererseits verlangen die Versender deren Pakete schnellstmöglic h beim Kunden zuzustellen.

Beispiel aus dem täglichen Betrieb:
Ein Fahrer hat 12 Pakete von einem Absender beladen. Ein mittlerer Transporter (2,20m Ladefläche) ist mit diesen Paketen voll beladen. Rein theoretisch passen in diesen Wagen auch 130 Pakete. Ein Fahrer fährt also mit 12 Paketen los um 12 Kunden zufrieden zu stellen, was für keinen wirtschaftlich ist. Ausser für den Versender, denn seine 12 Pakete sind schließlich beim Kunden angekommen und wie die anderen 120 Pakete beim Kunden ankommen ist dann egal.
#6 Ulrich 2017-12-06 14:41
nach meinem Kenntnisstand zahlt außer UPS und DHL keiner einen ordentlichen Stundenlohn. In Zahlen 8,85€x 163 = 1442,55€ Bruttogehalt. Da ist der Arbeitnehmer schon im Minus wenn das Gehalt ausgezahlt wird. Wer soll denn davon in Ballungsräumen bei Mieten im Wucherbereich ordentlich leben? Möglichst noch als Single oder Alleinverdiener . Wie war das noch? Ein Land, in dem wir gut und gerne leben! Ich bin übrigens Unternehmer und nicht persönlich betroffen.....
#5 Christian 2017-12-06 11:08
wenn es wirklich "bis 20Euro die Stunde" für Felstangestellt e im unbefristeten Arbeitsverhältn is gibt - und zwar regelmäßig und nicht nur für eine Hand voll Leute mit Altverträgen müsste sich das Kapazitätsprobl em in der Zustellung ja in windeseile erledigen

das sollten die Paketdienste dann aber auch mal anständig bewerben - in meinem Umfeld hat noch niemand solche Stellenausschre ibungen gesehen
#4 Olaf 2017-12-06 11:05
Zu den 3-€-Artikeln komme dann noch mehrere Kilometer zum Binnenzollamt - im Extremfall 80 km für eine Tour - hinzu. Und dann versenden manche Online-Händler Sendungen, die als Hohlkörper bezeichnet werden können oder die Sendung gehört zum Sperrgut, weil sie sich nicht stapeln lässt und die Codes für die Sortieranlage nicht lesbar sind.
#3 Stillschweiger 2017-12-06 10:24
Leider muss ich caroline rechtgeben - ein sehr flacher Artikel ohne echtes Hintergrundwiss en und Details. Sehr schade.
Allein UPS investiert zur Zeit (seid 2015) über 2 Milliarden US$ in die Infrastructure seiner Gebäude. Hier ist in vielen Fällen nicht nur enzscheiden, was die Unternehmen investieren. Die Sortiertechnik und Anlagentechnike r moderner automatisierter Umschlagzentren bekommt man eben nicht bei Amazon und auch mit Prime nicht am nächsten Tag. Bei den Herstellern solcher Anlagen gibt es lange Warteschlangen und voll(st)e Auftragsbücher und selbst wenn jejand noch mehr Geld draufschmeißt wachsen auch deren Produktionstätt en nicht über Nacht (zumal deren Investition wesentlich kritischer zu betrachten ist, denn was mach ich damit NACH dem großen Boom???). Dieses Thema läßt sich leicht auf Elektrofahrzeug e, Containerkapazi täten oder Zusteller mit der richtigen Führerscheinkla sse ausweiten - alles Limitierungen mit denen der Markt umgehen muss und dies auch tut - nur eben nicht über Nacht.
Also bei so einem Artikel demnächst ein wenig besser recherieren und vielleicht mal ne Stunde mehr investieren und niht nur irgendwo abtippen....
#2 Caroline 2017-12-06 09:22
Der Artikel scheint von jemandem geschrieben zu sein, der die Verhältnisse nicht wirklich kennt. Allein schon, dass von Angestellten geredet wird: bei Hermes und DPD sind die Fahrer in der Regel (Schein-)Selbst ständige. Deshalb gibt es da auch keinen Streik. In einem solchen Artikel den Unterschied zu DHL nicht zu erwähnen, wo die allermeisten Zusteller angestellt sind und für diese Tätigkeit, die man in wenigen Tagen angelernt bekommen kann, einen vergleichsweise hohen Lohn von 11 bis 20 Euro die Stunde bekommen, grenzt schon fast an Falschberichter stattung.

Im übrigen setzen Sie anscheinend voraus, dass jedermann fußläufig einen Laden erreichen kann, in dem er besagten 3-Euro Artikel einkaufen könnte. Das ist mitnichten der Fall, und für einen solchen Artikel extra ins Auto zu steigen und zu einem Geschäft zu fahren ist nicht weniger kontraproduktiv , als ihn online zu bestellen.

Die Preise werden nicht steigen, aus zwei Gründen: starker Wettbewerb und economies of scale. Vielleicht denken Sie im nächsten Artikel über diese Aspekte etwas genauer nach.
#1 Emil Wendler 2017-12-06 08:44
Solange es günstiger ist 130 kg. Sendungen zu teilen und mit Kep Dienst zu versenden, muss man sich niicht wundern. Diese SendungsgröSse ist früher per Spedition gereist.



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