Im Zuge der immer schneller ablaufenden Logistikprozesse, denken nicht wenige Unternehmen über die Automatisierung einzelner Prozesse nach. Doch dabei gilt es genau zu kalkulieren, ob sich die Investition für den Einzelnen lohnt.

 

Carry von der Firma Grenzebach
© Grenzebach


Heute setzen zahlreiche Logistikzentren etablierter Versandhäuser auf automatische Systeme. Hier kommen dann unterschiedliche Techniken wie z.B. Regalbediengeräte, Hängeförderer, Gurtförderersysteme, C-Förderer etc. zum Einsatz, die auf die jeweiligen Einsatzgebiete und Anforderungen präzise abgestimmt sind. Hersteller wie Egemin-automation, SSI Schäfer, Beewen, um nur Einige zu nennen bieten hier eine große Auswahl. Hinzu kommt nicht selten ein ausgeklügeltes aber auch aufwändiges Behältermanagement, das wiederum ebenfalls ab einer gewissen Unternehmensgröße und erwarteten Leistung nicht selten technisch abgebildet wird.

 

Ist es nur Konzernen vorbehalten auf Automatisierung in der Logistik zu setzen?

In den letzten Jahren gab es darüber hinaus spannende Neu- und Weiterentwicklungen durch den Einsatz von Robotersystemen im E-Commerce, die wir hier kurz vorstellen. Allerdings muss sich jedes Unternehmen die Frage stellen, ob sich die Automatisierung lohnt. Denn häufig ist eine stärkere Automatisierung mit einem nicht zu unterschätzendem Kostenaufwand verbunden und dieser mit einem entsprechend langen ROI (Return on Invest). Hinzu kommt, dass der heutige Wunsch der Unternehmen nach Kosteneffektivität und nach Flexibilität der Systeme den bisherigen Rahmenbedingungen entgegensteht.

 

Und was passiert mit diesen Systemen, wenn es um einen bisher nicht erreichten Flexibilisierungsgrad geht? Abbauen und neu kaufen?

 

Durch den Einsatz von Roboter sollen sich die Entwicklungen immer weiter von den konventionellen und fest installierten Systemen weg entwickeln, und sich dabei auch in bestehende Systeme integrieren lassen, bzw. diese entsprechend ergänzen. Die Logistik würde in diesem Szenario also um weitere Flexibilisierungsgrade bereichert.

 

Darüber hinaus sind diese Systeme immer häufiger so konzipiert, dass auch über deren Einsatz nachgedacht werden kann, wenn es nahezu keine Automatisierung in der Logistik gibt, oder die Gebäudeinfrastruktur dies schwer zulässt. Auch im Rahmen von Neuanmietungen und den Voraussetzungen vor Ort, sind die neuen Systeme durchaus weniger wählerisch und versprechen eine schnellere Umsetzung, ein Einsparpotenzial sowie flexible und skalierbare Einsatzmöglichkeiten.

 

Amazon investierte früh in Roboter für den Versandhandel

KIVA Systems hat zum Beispiel vor einigen Jahren mit den ersten Meldungen, nämlich Robotersysteme in der Entwicklung zu haben, sicherlich ein Schmunzeln auf den Lippen von uns Logistikern hervorgerufen. Zeitnah kamen im Jahr 2010 dann ergänzend erste Videos hinzu, die den möglichen Ablauf und die Einsatzgebiete besser erklären sollten. Sie zum Beispiel das folgende Video:

 

 

Die Entwicklung von KIVA Systems folgte dem Grundgedanken „Ware zum Mann“, was zwar nicht grundsätzlich neu war, es in dieser Form aber zu dem Zeitpunkt noch nicht gegeben hatte.

 

Während konventionelle „Ware zum Mann“-Systeme die Ware über Fördereinheiten in die Kommissionierzonen brachten, kamen hier Roboter zum Einsatz die in der Lage waren, komplette Regale in die entsprechenden Pickerzonen zu befördern und diese nach Beendigung des Vorgangs auch wieder in die entsprechenden Lagerbereiche zurück zu bringen.

 

Im März 2012 kam dann die Pressemeldung, dass KIVA Systems vor Markteintritt in Europa für 775 Millionen US Dollar vom E-Commerce-Riesen Amazon aufgekauft wurde.

 

Carrys flitzen heute durch das Lager

Eine Weiterentwicklung dieses Gedankens stellt das System der Firma Grenzebach dar.

 

Die Grundidee ist auch hier ein mobiles Kommissionierlager, nach dem „Ware zum Mann“-Prinzip. Im Unterschied zu herkömmlichen Lagerkonzepten werden hierbei die Regale vollautomatisch zu einer Pickstation gebracht.

 

Das System besteht aus mobilen Regalen, die von kleinen fahrerlosen Transportsystemen (FTS), den „Carrys“ unterfahren, angehoben und vollautomatisch zur Arbeitsstation transportiert werden. Die Regale sind in ihrer Aufteilung völlig variabel und können somit Artikel unterschiedlicher Abmessungen und Gewichte, sowie hängende Konfektion lagern. Eine ergonomische Arbeitsstation wird je nach Kundenanforderungen individuell gestaltet. Unterstützt wird der Kommissionierer von Laserpointern, Put-to-Light-Technologie, sowie von Scannern und Displays.

 
Strategien in der Intralogistik

Grenzebach verspricht mit Standardkomponenten ein System aufzubauen, mit dem unterschiedlichste Strategien und Konzepte umgesetzt werden können, um so effektive und individuelle Kundenprozesse abbilden zu können. Durch Lagerprinzipien, die auf das Produktspektrum und Auftragsmuster angepasst werden, soll eine optimierte Packungsdichte und Hitrate realisiert werden.

In rein manuellem Lager wären Optimierungen in dieser Größenordnung nicht realisierbar. Dadurch ergibt sich laut der Firma Grenzebach ein Wettbewerbsvorteil durch Reduzierung der Prozesskosten, der Durchlaufzeiten, sowie durch niedrigere Investitionskosten.

„You only buy what you need“, gilt auch für die Logistik

Es ist möglich, zunächst nur mit einem kleinen Pilotprojekt in der Automatisierung zu starten. Danach kann das System sukzessive an das wachsende Geschäft angepasst werden. Das kann im ersten Schritt eine Leistungserhöhung oder eine Erweiterung der bestehenden Anlage sein und kann bis zum Umzug in eine andere Immobilie reichen. Diese Technik kann daher auch die richtige Lösung für Start-Ups und kleine Unternehmen im E-Commerce sein.

Welchen Nutzen bieten diese Entwicklungen den Anwendern im E-Commerce, im Gegensatz zu „klassischen" Systemen? Und wo sieht der Hersteller selbst den Vorteil?

  • Hohe Wirtschaftlichkeit durch verschiedene Konzept- und Applikationsmöglichkeiten.
  • Optimale Nutzung vorhandener, sonst schwer automatisierbarer Immobilien.
  • Schnelle Anpassung an wechselnde Anforderungen.
  • Kurze Realisierungszeit.
  • Einsparung von Energiekosten - Lagerflächen müssen nicht beleuchtet und temperiert werden.
  • Kurze Anlernzeit von neuen Mitarbeitern.
  • Höhere Picksicherheit.
  • Ergonomisch ausgestattete Arbeitsplätze.

 

Die Erfahrung zeigt aber, dass es im Rahmen etwaiger zukünftiger Logistikerweiterungen in jedem Fall sinnvoll ist, zu prüfen, ob sich ein angebotenes System mit den eigenen Anforderungen deckt. Idealerweise wird im Auswahlprozess ebenfalls früh Wert darauf gelegt, dass die Systeme zukünftig erweiterbar, skalierbar und flexibel sind.

 

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Geschrieben von Randy Meinhard




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